Liebe Hörer, liebe Hörerinnen, liebe Hörenden,
ihr werdet alle mitbekommen haben, dass es still um n00bcore geworden ist. Das finde ich sehr schade und es tut mir leid, dass ich mich erst so spät erkläre. HörerInnen so lange im Ungewissen zu lassen, ist sehr schlechter Stil.
Trotzdem habt ihr mich weiterhin empfohlen, gehört, geflattert und immer wieder nachgefragt, wann endlich die nächste Folge kommt – das hat mich gleichermaßen peinlich berührt und angespornt, danke dafür!
Das wichtigste also zuerst: Es wird weitergehen, das steht fest, es müssen sich vorher nur ein paar Dinge ändern und momentan steht der Plan, zum Chaos Communication Camp wieder loszulegen.
Ich glaube, dass ich mit Herausforderungen konfrontiert war, die für viele PodcasterInnen eine Rolle spielen. Deswegen möchte ich erklären, warum es so eine lange Pause gab, welche Schwierigkeiten ich hatte und wie ich das ändern möchte.
Die drei Hauptgründe für das Ausbleiben einer neuen Folge waren Zeitmangel, Unzufriedenheit mit meiner Leistung und etwas, was ich wohl “Überkonzeptionalisierung” benennen würde, wenn ich es aussprechen könnte.
Zeitmangel bedeutet nicht nur, dass ich wenig Zeit hatte, sondern auch infolgedessen priorisieren musste. Leider konnte der Podcast als “reines Hobby” da nicht mit Arbeit, Studium und termingebundenen Projekten wie den Chaospatinnen mithalten. Der Platz auf meiner alltäglichen Prioritätenliste korreliert aber nicht notwendigerweise damit, wie wichtig der Podcast mir persönlich ist. Ich finde weiterhin, dass das Konzept super ist und es ist von allem was ich tue am Ehesten das, was ich als “Herzensprojekt” bezeichnen würde.
“Herzensprojekt” – das klingt eigentlich schon nach viel Herzschmerz, Sehnsucht, Not und einsam sterbenden weekly calender notifications. So war es auch ein bisschen. Das hat zum Einen mit Zeitmangel zu tun, aber zum Anderen auch mit ein paar Fehlern, die mir beim Ausmalen des Konzepts unterlaufen sind. Was in Ordnung ist, Fehler müssen gemacht und vor allem eingesehen werden. Vor allem, wenn man keine Ahnung hat wie das eigentlich geht, dieses Podcasten.
Ein wichtiger Punkt – Einsehen, dass ich nicht als Podcasterin geboren wurde. Niemand wurde das, nichtmal Tim Pritlove! Von der Idee bis zur ersten Folge habe ich ein Jahr gebraucht, weil ich zuviel Angst davor hatte, durch ein Mikrofon ins Internet zu sprechen. Daran hat sich gar nicht so viel geändert, ich lerne nur, mit solchen Ängsten geschickter umzugehen. Die Zweifel an meiner eigenen Arbeit muss ich als solche akzeptieren. Es hilft meiner Meinung nach im Übrigen nur mittelfristig, sich einzureden, man würde tolle Arbeit machen. Ich glaube, es ist langfristig sinnvoller zu akzeptieren, dass man auch mal scheiß Arbeit abliefern darf. Das eröffnet die Möglichkeit, Fehler zu erkennen und daraus zu lernen. Error Messages are your friend!
Einer dieser Fehler war: Zu viel Konzept, zu wenig getan. Der größte Trugschluss war es, dass die Folgen aufeinander aufbauen könnten. Ich wollte gerne die Folgen so gestalten, dass jede Folge mit dem Wissen der vorangegangen verstanden werden könnte. Klingt kompliziert, ist es auch. Außerdem wollte ich gerne, dass es immer “Thematische Blöcke” gab – ein paar Folgen zu Grundlagen, ein paar Folgen zu Kryptographie, ein paar Folgen zu Netzwerktechnik… zuletzt startete ich deswegen eine OSI-Layer-Reihe (was mit Jan noch super klappte). Aber das bringt natürlich das Problem mit sich, dass man immer von der Verfügbarkeit einer einzelnen Person abhängig ist – und so lange nicht weitermachen kann, bis eben diese Folge produziert wurde. Das führte zu so vielen Verzögerungen. Daran scheiterte auch die 8. Folge. Ich hatte mir einen guten Freund für das Thema ausgesucht, der dafür gar nicht geeignet war, aber dafür über andere Themen ganz wunderbar referieren könnte.
Die Folge hab ich deswegen nie veröffentlicht. Das war eine ziemliche Zäsur für mich und ich hab seitdem etwas Abstand gehabt, um einmal darüber nachzudenken, wie ich weitermachen möchte.
1. Ich hab mir den Weg mit künstlichen Ein- und Beschränkungen verbaut. Diese Regeln werden wieder abgeschafft. Ich möchte podcasten, wenn ich Lust dazu habe, zu Themen, die sich gerade ergeben.
2. Ich werde meine eigene Technik an den Start bringen. Teilen ist bei der teuren Podcast-Technik sinnvoll, aber ich möchte gerne immer podcast-ready sein und die zahlreichen flattr-Spenden sind dort sinnvoll investiert.
3. Einfach machen. Ich werde in verschiedenen Kontexten immer wieder um Rat gebeten, wie man denn jetzt mit dem Programmieren anfangen soll. In letzter Zeit gebe ich sogar öfter Tips, wie man mit dem Podcasten anfangen soll. Und meine Ratschläge können noch so ausufernd sein. Am Ende sag ich eigentlich immer: Hör nicht auf mich oder andere Ratschläger, mach einfach.
Im Moment schreibe ich noch an meiner Bachelor-Arbeit. Wen das Thema “Women in Tech” interessiert, der kann hier verfolgen, woran ich arbeite. Ich schreibe die Arbeit zum großen Teil online, auch die Interview-Transkripte und Abstracts sind online. Das Ganze steht in einem Github Repo zum Klonen zur Verfügung. Fork me!
Mitte Juli gebe ich die Arbeit ab, danach habe ich zwei Wochen Depressionen eingetragen. Ich denke, das Chaos Communication Camp im August ist eine super Gelegenheit, wieder loszulegen. Es gibt viele interessante Leute, viel Zeit, viel Internet (hoffentlich) und spannende Themen. Das wird auch eine gute Übung darin, kurze, knappe und nicht-so-krass vorbereitete Folgen zu produzieren.
Danke, dass ihr mich über die letzten Monate begleitet habt. Ich bin ehrlich gesagt schon ganz aufgeregt, wenn ich dran denke, dass es bald wieder losgeht mit n00bcore. Weil…der Podcast ist eigentlich schon echt geil, oder?
tl;dr – es gab aus verschiedenen Gründen eine längere und wichtige Pause. Zum Camp im August geht’s weiter!
Apropos geile Podcasts. Zum Abschluss noch eine Empfehlung: Zara Rahman hat einen Podcast namens Collusion gestartet. Collusion handelt auch von Technik, behandelt aber viele Aspekte, die bei n00bcore keinen Platz finden. Es geht um die Beziehungen und Wechselwirkungen zwischen Technologien und Macht er ist allerdings englischsprachig. Zara lebt in Berlin und arbeitet bei der Open Knowledge Foundation (ich arbeite beim deutschen Chapter) und wir sitzen daher in einem gemeinsamen Büro. Sie arbeitet an super spannenden Projekten und Themen, wie “Data in Development” und hat dazu an einem sehr unterhaltsamen Panel auf der re:publica gesprochen (man sieht leider nicht den glasigen Blick des Vorredners, als er von Zara und den anderen Speakerinnen argumentativ in die Tasche gesteckt wird). Ich finde alles, was Zara tut, ist super spannend und hat enorm viel Substanz, daher freue ich mich sehr darüber, dass sie jetzt unter die Podcasterinnen gegangen ist.
Bis bald!